Was versteht man unter Sozialer Phobie?
Ein kleiner Selbst-Test:
· Bereitet es Ihnen Angst zu telefonieren, zu schreiben oder zu essen, wenn andere Ihnen
dabei zusehen?
dabei zusehen?
· Haben Sie große Probleme, Gespräche mit Autoritätspersonen zu führen?
· Leiden Sie in solchen Situationen unter Symptomen wie Schwitzen, Zittern, Schwindel,
Erröten o.a.?
Erröten o.a.?
· Fällt es Ihnen deutlich schwer, zu einer Gruppe von Menschen dazuzustoßen?
· Vermeiden Sie es regelmäßig, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen?
· Haben Sie starke Angst, mit unbekannten Menschen zu reden?
· Fürchten Sie sehr, sich in der Öffentlichkeit durch ungeschicktes Benehmen lächerlich zu
machen?
machen?
· Bereitet es Ihnen erhebliche Schwierigkeiten, anderen, die Sie kaum kennen, eine
abweichende Meinung kundzutun?
abweichende Meinung kundzutun?
· Fällt es Ihnen schwer, anderen direkt in die Augen zu schauen?
· Ist es für Sie sehr belastend, in einem Geschäft etwas umzutauschen?
· Bereitet Ihnen die Vorstellung, eine eigene Feier zu geben (z.B. Geburtstag), große
Probleme?
Probleme?
· Ist es für Sie sehr schwierig, eine Liebesbeziehung/Partnerschaft einzugehen?
Sollten Sie mehr als 3 Fragen eindeutig mit „ja“ beantworten, so kann dies ein Hinweis sein, dass das Thema Soziale Phobie für Sie von Bedeutung ist.
Soziale Phobie
Folgende Kriterien sind bei der Diagnosestellung „Soziale Phobie“ von Bedeutung (in Anlehnung an die Diagnosemanuale ICD-10 und DSM-IV):
Die Soziale Phobie gehört zum psychischen Störungsbild der Angsterkrankungen.
I. Unter Sozialer Phobie versteht man Angsterleben in und vor zwischenmenschlichen Situationen und Leistungssituationen - seit mindestens einem halben Jahr - in einem Umfang und in einer Häufigkeit, dass das Wohlbefinden in einem ganz erheblichen Maße „gestört“ ist.
Anmerkung: Für die Diagnose Soziale Phobie ist wichtig, dass es sich um ein starkes Angsterleben handelt, welches das Verhalten oder die Lebensführung in bestimmten Bereichen erheblich beeinträchtigt. Es tritt sowohl in den Situationen auf, als auch als Vor-Befürchtung, und klingt nach den Situationen nur langsam ab. Es kann sich auf das Miteinander in der Öffentlichkeit, Schule und Beruf beziehen, oder/und auf den privaten Bereich, auf Freundschaften und Beziehung.
II. Im Vergleich mit dem Bevölkerungsdurchschnitt ist das Angsterleben in den betreffenden Situationen stark erhöht.
Es ist schwerlich möglich, Ängste nach einem absoluten Maßstab zu bemessen. Daher wird das Angsterleben von Betroffenen mit dem des Bevölkerungsdurchschnitts vergleichen, in Bezug auf die speziellen Situationen. Die Unterscheidung zwischen "rationalen" und "irrationalen" Ängsten ist äußerst fragwürdig, da Gefühle, im Gegensatz zu Gedanken, weder rational noch irrational sind.
III. Der Betroffene empfindet und befürchtet im zwischenmenschlichen Miteinander ausgeprägte und anhaltende Gefühle von Angst, aber auch Scham, Schuld und auch Wut.
Dieses Erleben ist häufig verbunden mit konkreten Vorstellungen, von anderen als „minderwertig“, „nicht liebenswert“, „merkwürdig“, „lächerlich“ oder leistungsschwach bewertet zu werden.
Es bedarf nicht grundsätzlich einer tatsächlichen oder befürchteten negativen äußeren Bewertung, da der Betroffene die negativ bewertende Instanz auch selbst darstellen kann.
IV. Auslöser sozialer Ängste können die Aufmerksamkeit anderer sein, eigenes als peinlich oder erniedrigend bewertetes Verhalten, die Wahrnehmung sichtbarer Symptome an sich selbst wie Erröten, Schwitzen, Schwindel oder Zittern, ebenso wie eigener Vergleich mit den anderen Menschen; bisweilen reicht einfaches Anwesend- und somit Sichtbarsein unter Menschen sowie die Erwartung oder Vorstellung derartiger Situationen.
Situationen mit besonderer Aufmerksamkeit sind z.B. Feiern, Partys, (öffentliches) Reden vor kleinen oder großen Gruppen. Diese Situationen sind für viele - aber nicht für alle - Betroffene angstbesetzt; für andere liegen die Schwierigkeiten mehr im privaten Freundes- und Beziehungsbereich. Die Maßstäbe, mit denen Betroffene ihr Verhalten und ihre Leistung in sozialen Situationen bewerten, sind oft unangemessen überhöht bis perfektionistisch.
V. Auch wenn der Betroffene das Ausmaß seiner Befürchtungen als deutlich erhöht erkennt und oft auch "eigentlich" als situationsunangemessen, so gelingt auf Grund der Stärke der Angst eine Distanzierung oder Kontrolle des Angsterlebens nur unzureichend.
Im Gegensatz zu Schüchternheit fällt auf, dass Betroffene bisweilen trotz mehrfach „gemeisterter Situation“ und Ausbleiben der befürchteten Abwertung und Peinlichkeit in einer erneuten Situation nur wenig in ihren Befürchtungen nachlassen; die Ängste haben eine hohe Beharrungstendenz.
VI. Auf Grund der Stärke der Befürchtungen ist es für den Betroffenen naheliegend, sich um Vermeidung angstauslösender Situationen zu bemühen.
Begrenzt sich das Angsterleben nur auf einige, wenige soziale Situationen, so spricht man von einem nicht-generalisierten Subtyp, anderenfalls von einem generalisierten Subtyp Sozialer Phobie. Die Abgrenzung des generalisierten Subtyps von der sog. ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung kann schwierig sein.
Grundsätzliche Problematik von Diagnosen im psychischen Bereich: Definitionen von psychischen Störungen oder Krankheitsbildern sind unentbehrlich für
die Diagnostik und Therapie. Sie stellen ein Ordnungssystem dar. Der Komplexität und Individualität eines jeden Menschen können sie nicht gerecht
werden. Der Einzelne „passt“ mit der eigenen Problematik nur mehr oder minder in eine solche „Schublade“. Auch viele andere Themenbereiche wirken auf das psychische Gesamtbefinden ein. Somit kann auch diese Definition nur ein Orientierungspunkt sein für einen Betroffenen
auf der Suche nach mehr Verständnis über die eigene Problematik und Unterstützung in der persönlichen Weiterentwicklung. |